Baustart für ein Bauprojekt ohne Pläne

Am 22. Mai begannen die Bauarbeiten für die Erweiterung eines Bürogebäudes von Basler & Hofmann in Esslingen, Kanton Zürich. Das Aussergewöhnliche an diesem Baustart ist weniger das Bauwerk – ein zweigeschossiger Erweiterungsbau mit Büros und Cafeteria - als vielmehr der Planungs- und Bauprozess: Basler & Hofmann setzt am eigenen Bauvorhaben die Möglichkeiten des Building Information Modelling in einer Konsequenz um, die bisher in der Schweiz noch selten ist.

BIM in aller Konsequenz heisst: Alle Fachplaner arbeiten zeitgleich im selben Programm am selben digitalen Modell und haben dafür einen eingespielten Planungsprozess. Das digitale Modell ist die einzige Baugrundlage – sowohl für die Submission als auch für die Baustelle. Pläne wird man dort vergeblich suchen. Und: Das Modell dient nach der Fertigstellung direkt für die weitere Bewirtschaftung des Gebäudes. „Damit nutzen wir das volle Potenzial, die uns die neuen digitalen Werkzeuge bieten“, kommentiert Dominik Courtin, der als Vorsitzender der Geschäftsleitung bei diesem Vorhaben zugleich auch Bauherr ist. „Für die Baubranche in der Schweiz ist dieses Vorgehen noch Neuland. Deshalb haben wir uns bewusst entschieden, unser eigenes Bauprojekt als Pilot zu nutzen und „am eigenen Leib“ zu erfahren, wie das Bauen mit BIM Abläufe und Aufgaben für die Bauherrschaft, die Architekten, Planer und Unternehmer verändert.“

Echtzeit-Koordination erforderlich

Mit dem Baustart geht ein intensiver Planungsprozess zu Ende, in dem das Team schnell miteinander und voneinander lernen musste. „Wenn alle im selben Modell arbeiten, genügt eine zweiwöchige Planersitzung nicht mehr. Man braucht neue, enger getaktete Abstimmungsgefässe, die eine kontinuierliche Echtzeit-Koordination ermöglichen“, berichtet Mathias Kuhn, Verantwortlicher Digitale Planungsprozesse. „Mit den neuen digitalen Möglichkeiten muss eher mehr als weniger miteinander gesprochen werden als bisher.“

Planungsphasen verschieben sich nach vorne

Auch die klassischen Bauphasen verschieben sich, wenn man die Möglichkeiten von BIM voll ausschöpfen will. Soll die BIM-Datenbank als Grundlage für die Ausschreibung dienen, müssen alle kostenrelevanten Bauteile vor Baustart fertig modelliert sein. Die Ausführungsplanung muss bereits vor Vertragsabschluss vollständig abgeschlossen sein und deshalb müssen Entscheidungen zum Teil deutlich früher getroffen werden. „Wir haben wertvolle Erfahrungen gesammelt, wie wir diesen Prozess steuern müssen“, so Mathias Kuhn. Mit den Bauarbeiten beginnt jetzt die nächste entscheidende Phase: Wie funktioniert das Bauen nach digitalem Modell ohne Pläne? Das Lernen ist sicher noch nicht zu Ende.

Esslingen – das Entwicklungslabor von Basler & Hofmann

Der Bürostandort Esslingen ist für Basler & Hofmann seit jeher auch eigenes Entwicklungslabor. Mit eigenen Bürogebäuden setzt das Unternehmen hier immer wieder Standards: 1996 mit dem ersten Minergie-Bürogebäude im Kanton Zürich, 2010 mit einem annähernd energieautarken Bürohaus, dessen Energiebedarf dank eines innovativen Erdspeicher-Konzepts ganzjährig durch die Sonne gedeckt wird. „Unsere Kundenprojekte profitieren enorm von den Erfahrungen, die wir in diesen Pilotprojekten für sie sammeln“, erklärt Dominik Courtin. Mit dem Erweiterungsbau setzt das Unternehmen diese Tradition fort. Man darf auf die neu gewonnenen Erkenntnisse gespannt sein.

Baubeteiligte:

Bauherrschaft: Basler & Hofmann AG
Gesamtprojektleitung: Basler & Hofmann
Architektur: Stücheli Architekten
BIM-Koordination: Basler & Hofmann AG
Fachplaner (Hochbau, Grundbau, Gebäudetechnik, Bauphysik / Akustik, Brandschutz, Werkleitungen): Basler & Hofmann AG
Fassadenplanung: feroplan engineering ag
Baumeister: Marti AG