Glatscherastunnel: Instandsetzung eines 100 Jahre alten Denkmals

Die Rhätische Bahn ist berühmt für ihr historisches Streckennetz mit zahlreichen Kunstbauten. Dazu gehören 115 Tunnels, von denen die Mehrzahl mehr als 100 Jahre alt ist und saniert werden muss. Ein ehrgeiziges Grossprojekt für die nächsten Jahrzehnte. Um dies möglichst effizient abwickeln zu können, wurde eine standardisierte Bauweise für die Sanierung der historischen Bauwerke entwickelt. Am Glatscherastunnel bei Bergün kam diese «Normalbauweise Tunnel» erstmals zum Einsatz. Der 334 Meter lange Glatscherastunnel gehört als Teil der Albulalinie zum Unesco-Weltkulturerbe.

Beteiligte Kompetenzen

Tunnelbau

Auftraggeber

Rhätische Bahn RhB

Ziel: das heutige Sicherheitsniveau

Der Glatscherastunnel wurde 1903 in nur 144 Tagen in den Schieferfels gesprengt und im Januar 1904 eingeweiht. Später traten dort Schadensbilder auf, die für viele der historischen Tunnels typisch sind: Im Bereich des Firsts drang Wasser ein, das Mauerwerk wurde beschädigt, die gemauerten Seitenwände waren stellenweise ausgebaucht, die Sohle war manchenorts aufgeweicht oder durch Frostsprengung angehoben. Gleichzeitig waren viele der heutigen technischen Anforderungen nicht erfüllt wie zum Beispiel ein Lichtraumprofil mit ausreichend Fenster- und Türraum und Platz für Flucht- und Randwege. All dies sollte mit den Instandsetzungen behoben werden.

 

Anforderungen an ein Weltkulturerbe

Mit der «Normalbauweise Tunnel», die zum Standard für Instandsetzungen der Rhätischen Bahn werden soll, wurde der Tunnel rundum erneuert: Das Lichtraumprofil wurde vergrössert. Der Tunnel wurde ringsum mit Betonfertigteilen ausgekleidet, erhielt eine Betonsohle und ein Entwässerungssystem. Auch die Portale wurden erneuert. Gerade hier musste das Bauwerk als Weltkulturerbe den Anforderungen der Unesco entsprechen. So war bei der Portalgestaltung das Verhältnis von Höhe zu Breite beizubehalten. Die Portale wurden zwar leicht vergrössert, ansonsten wurde das Mauerwerk aber originalgetreu wiederhergestellt, vorwiegend mit Steinen aus den beiden ursprünglichen Portalbauwerken sowie aus der alten Innenverkleidung.

 

Unter laufendem Betrieb

Während der Bauphase musste der Bahnbetrieb aufrechterhalten werden – eine besondere Herausforderung auf einer einspurigen Linie. Die Sanierungsarbeiten liefen vor allem während der maximal 9-stündigen Betriebspause bei Nacht. Mit Sprengungen wurde das Profil Abschnitt für Abschnitt aufgeweitet. Der Übergangsbereich zwischen dem bereits aufgeweiteten und dem bestehenden Tunnel musste für den Zugbetrieb am Folgetag besonders gesichert werden, da sich hier Steine aus dem alten Natursteinmauerwerk lösen konnten. Zum Schutz der Züge wurde hier eine mobile tunnelförmige Schutzkonstruktion eingesetzt.  

 

Instandsetzung in Serie

In den nächsten Jahrzehnten sollen sukzessive 70 historische Tunnels nach der nun erprobten Bauweise saniert und für eine weitere Nutzungsdauer von 70 bis 100 Jahren «fit» gemacht werden.

Unsere Leistungen

Konzeptphase, Vorprojekt, Bau- und Auflageprojekt, Ausschreibung, Ausführungsprojekt.

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