Es brennt – und alle schauen gebannt zu!

Im neuen Produktions-und Verteilzentrum von coop in Schafisheim, das 2016 den Betrieb aufnimmt, laufen die Brandschutztests. Mit dabei ist Izar – die Realbrandversuchsanlage von Basler & Hofmann. Ein Augenschein vor Ort.

Die Flamme zündet, lodert orange auf und schlägt allmählich um in ein leuchtendes, fast schon neonfarbenes Blau. Die Luft flirrt über den züngelnden Flammen. Weisses Nebelfluid tritt aus den silbernen Rohren, die rechts und links des tischgrossen Brenners in den Raum ragen. Rasch steigt es auf und breitet sich unter der Decke der 17 Meter hohen Lagerhalle aus. 18 Augenpaare schauen gebannt auf Brenner und Nebeldecke, Handys werden in die Luft gehalten. Langsam sinkt die Nebelschicht tiefer. Nach 15 Minuten dreht Juan Blond, Brandschutzexperte bei Basler & Hofmann, die Gaszufuhr zum Brenner und die Rauchmaschinen ab. Das Rauschen setzt ab. Das Entrauchungssystem hat die Prüfung offenkundig bestanden: Es war eine perfekte Rauchschicht zu sehen, die rasch ins Freie gesaugt wurde – genau so sollte es bei einem tatsächlichen Brand auch ablaufen. Dann muss das System dafür sorgen, dass für mindestens 15 Minuten eine 2.5 Meter hohe raucharme Schicht gewährleistet ist – ausreichend Zeit für alle anwesenden Personen sich in Sicherheit zu bringen. Im Test-Publikum breitet sich zufriedenes Gemurmel aus. Anwesend sind Experten von Gebäudeversicherung, Betriebsfeuerwehr, Arbeitssicherheit sowie die zuständigen Fachplaner. Izar wird abgebaut und an den nächsten Testort verfrachtet, die Bahnhalle.

Heissrauchversuch im Kältelager

Die Realbrandversuchsanlage Izar ist im neuen Verteil- und Produktionszentrum gleich mehrfach im Einsatz. Den Anfang machte das Kältelager, in dem eine Raumtemperatur von 3°C herrscht. Hier wollte man ursprünglich –aus nachvollziehbaren Gründen – auf einen Heissrauchversuch verzichten. Doch beim Warmrauchversuch bildete sich keine Rauchschicht. Der künstliche Nebel breitete sich im gesamten Raum aus. Die Funktionsfähigkeit der Entrauchung konnte so nicht geprüft werden. Erst beim Heissrauchversuch mit Izar wurde sichtbar, dass die Entrauchung richtig funktioniert und ein ausreichend grosses Zeitfenster für die Evakuierung lässt.

 

Alles miteinander verbunden

Die umfangreichen Brandschutztests zeigen, dass Sicherheit hier gross geschrieben wird. Zu Recht: Ab 2017 werden im neuen Produktions- und Verteilzentrum von coop fast 2'000 Menschen arbeiten. In der grössten Bäckerei der Schweiz werden rund 60'000 Tonnen Backwaren jährlich produziert. Vom benachbarten Tiefkühl-Hochregallager, eigentlich einem Tiefkühl-Hochhaus, das 25 Meter in den Boden und 25 Meter darüber hinaus ragt – wird die gesamte Schweiz beliefert. Zum Komplex gehören ausserdem ein automatisiertes Hochregallager mit einer Kapazität von 4'000 Paletten, eine Bahnhalle, ein Kältelager sowie eine Heizzentrale – und diese Aufzählung ist noch nicht vollständig. Dies alles ist miteinander verbunden – schliesslich soll ein Logistikzentrum möglichst unterbruchsfreie Produktions- und Verteilketten gewährleisten. Und genau das ist eine der grössten Herausforderungen für den Brandschutz.

Ein steter Strom von Waren

Der Komplex ist durch rund 75 Förderanlagen miteinander verbunden. Im Hochregallager wird die gesamte Ware 1.5 bis 2 Mal pro Tag umgewälzt. Das bedeutet einen ständigen Strom von Waren – und damit ein potenzielles Medium, das zur Ausbreitung eines Brandes führen kann. Dennoch kann nicht beim kleinsten Zwischenfall die gesamte Anlage stillgelegt werden, schliesslich hängt von diesem Logistikzentrum die Belieferung der coop Filialen in einem Drittel der Schweiz ab. "Priorität hat die Personensicherheit. In zweiter Linie mussten wir eine gute Balance zwischen Sachwertschutz und hoher Verfügbarkeit der Anlagen finden", beschreibt Alex Funk, Teamleiter Brandschutz bei Basler & Hofmann die Herausforderung.

 

In der Bahnhalle

Die Test-Gemeinde ist inzwischen in der Bahnhalle eingetroffen. Hier darf Izar nur auf maximal 50°C an der Decke aufheizen – die Versuchsanordnung entspricht also eher einem Warmrauchversuch. Man will hier vor allem den geforderten 8-fachen Luftaustausch prüfen. Die Ventilation springt mit grossem Getöse an und treibt den Kunstnebel nach draussen. Nach 20 Minuten klärt sich die Sicht - der "Spuk" ist vorbei. Ein weiterer Test ist bestanden.

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