Achtung Sprengung!

Mit dem neuen Galgenbucktunnel bei Schaffhausen wird die Gemeinde Neuhausen am Rheinfall deutlich vom Durchgangsverkehr entlastet. Während des Baus des rund ein Kilometer langen Tunnels müssen die Anwohner gute Nerven haben: Der Tunnel wird im Sprengvortrieb ausgebrochen. Wir waren mit den Erschütterungsfachleuten von Basler & Hofmann vor Ort.

Sprengen unter dem Stadtgebiet

Fünf Uhr dreissig morgens am Installationsplatz Engi in Neuhausen am Rheinfall. Die beiden Erschütterungsfachleute Thomas Rupp und Adriano Manuel warten auf ihren Transfer in den Tunnel. Selbst für Thomas, der auf viele Jahre Berufserfahrung zurückblicken kann, ist dies heute ein ungewöhnlicher Einsatzort. Nur selten wird ein Tunnel unter städtischem Gebiet mit Sprengungen ausgebrochen. Beim Galgenbucktunnel zwang die stark wechselnde Geologie dazu, zumal der Tunnel mit etwas mehr als einem Kilometer Länge zu kurz für eine Tunnelbohrmaschine ist. Zwei Jahre lang wird unter den Häusern der Gemeinde Neuhausen gesprengt – ein bis drei Sprengungen pro Tag zwischen 6.30 Uhr und 19.00 Uhr. Nur 20 bis 60 Meter Gesteinsmaterial liegen zwischen den Gebäuden und dem neuen Bauwerk im Untergrund. Während der Tunnel sukzessive unter der Ortschaft ausgebrochen wird, überwachen die Erschütterungsfachleute die Auswirkungen der Sprengarbeiten auf die Gebäude. Bei bis zu acht Gebäuden gleichzeitig wird das Fundament überwacht. 

Heute wollen es die beiden Erschütterungsexperten noch genauer wissen und werden die Emissionen direkt an der Quelle messen. Sie klettern in den Transporter. 

Im Tunnel

Die Vorbereitungsarbeiten für die Sprengung laufen bereits auf Hochtouren als Thomas und Adriano an der Ortsbrust eintreffen. Im Montagekorb werden sie auf die Kalottensohle gehievt. Rund 30 Meter hinter der Sprengfront installieren sie ihre Messgeräte. Die Zeit drängt, die Mineure wollen sprengen. Schnell noch das Werkzeug einpacken und nichts wie in den Sicherheitscontainer. Das Sprenghorn gibt Alarm. Mit brachialer Gewalt reisst der Sprengstoff das Gestein auseinander. Der Container erbebt. Bereits nach kurzer Zeit hat die Tunnellüftung den Staub ausgeblasen. Thomas und Adriano eilen zu den Geräten, um ihre Messungen zu überprüfen. Der Geruch nach Feuerwerk und feuchtem Gesteinsstaub hängt noch immer in der Luft. Die Messung hat funktioniert – ein typisches Sprengdiagramm erscheint auf dem Laptop. Rund eine Woche werden die Sprengungen jetzt aufgezeichnet. Die zusätzlichen Messdaten aus dem Tunnel sollen Aufschluss darüber geben, wie stark der Untergrund die Erschütterungen bis zu den Gebäuden abdämpft. Ist die Dämpfung stark genug, könnte ein späterer Tunnelabschnitt, der mechanisch ausgebrochen werden soll, möglicherweise doch gesprengt werden.

In der Wohnung

Die letzte Station der Erschütterungsingenieure ist eine Wohnung oberhalb des Tunnelvortriebs. Sie wollen die Immissionen direkt in einem Zimmer messen. Man wird freundlich hereingelassen. "Die Leute sind hier recht entspannt. Alle freuen sich auf den neuen Tunnel", meint Thomas Rupp. Während im Untergrund die nächste Sprengung vorbereitet wird, installieren Adriano und Thomas Erschütterungs- und Schallpegelmesser in der Wohnung. Die Sprengung ist im Zimmer deutlich spürbar, der Schallpegel steigt auf beachtliche 70 dB (A) an. Das entspricht ungefähr dem Lärm eines vorbeifahrenden Lkw. "Alles im grünen Bereich", kommentiert Thomas und klappt zufrieden den Laptop zusammen.  

 

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