Spektakuläres Gerüst auf ewz-Baustelle in Zürich

Ein spektakuläres Gerüst umspannt das Betriebsgebäude des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich (ewz) im Areal Herdern in Zürich. 300 Tonnen Metall sind hier verbaut. Darunter steckt ein Tragwerk, das die enormen Lasten des Gerüsts, der zwei neuen Geschosse und der aussergewöhnlichen Auskragung des Gebäudes sicher ins Fundament ableitet. Basler & Hofmann hat die Tragwerkskonstruktion inklusive Fundation geplant.
Es ist ein strahlender Sommertag. Dimitrios Piskas blickt hinauf zum mehrgeschossigen Gerüst, das sich glitzernd vom blauen Himmel abhebt. Tausende von Stangen bilden wie silbrig glänzende Zahnstocher ein Netz rund um das Gebäude. Oben auf diesem Gerüst arbeiten Bauarbeiterinnen und -arbeiter an der Erneuerung, Ertüchtigung und Aufstockung des ewz-Betriebsgebäudes, das seit 1974 in Betrieb ist.
Das Gebäude erhält eine architektonisch aussergewöhnliche Auskragung in den Obergeschossen. Die Auskragung, konzipiert nach den Plänen von Meili, Peter & Partner Architekten, überragt das bestehende Unterwerk des Elektrizitätswerks sowie eine Fussgängerpassage, die neu angelegt wird. Ausserdem ermöglicht die Auskragung die Erweiterung des Gebäudes im knapp verfügbaren Platz des ewz-Areals.

«Die Komplexität der Tragwerkskonstruktion ist nicht alltäglich», sagt Dimitrios Piskas, Projektleiter von Seiten Basler & Hofmann. Seit acht Jahren ist er zusammen mit seinem Team in der Projektierung engagiert.
Schutzkonstruktion für das Unterwerk
Allein schon die Ausgangssituation im Bestand ist komplex. Eine erste Herausforderung für die Tragwerksplanung bestand im Schutz des bestehenden ewz-Unterwerks. Das Unterwerk mit seinen Trafostationen versorgt die Stadt Zürich mit Strom – auch während der Bauphase. Gebaut im Jahr 1974, verfügt dieses Unterwerk über eine Decke, welche die grossen Lasten des Gerüsts niemals tragen könnte.
Basler & Hofmann projektierte deshalb eine Hilfskonstruktion, um die Decke zu überbrücken: Diese Trägerrost-Konstruktion aus Stahl – auch Abfangträger genannt – leitet die Lasten des Gerüsts inklusive des darauf gelagerten Baumaterials nach aussen auf die Betonwände und Pfahlfundationen des Unterwerks ab. «4,5 Tonnen pro Quadratmeter: Diese Last tragen die Gerüste. Und diese Last vermag auch der Abfangträger aufzunehmen», sagt Dimitrios Piskas. Realisiert und geplant wurde die temporäre Konstruktion des Abfangträgers von der Bauunternehmung Marti AG.

Der Abfangfangträger selbst liegt auf dem Unterwerk und wird von dessen Wänden getragen. Ob diese Wände stark genug sind, musste berechnet werden. «Wir haben das Unterwerk genau untersucht, um zu zeigen, dass keine weiteren Verstärkungen erforderlich sind», sagt Dimitrios. Das war wichtig, denn zusätzliche Eingriffe im Unterwerk hätten dessen Betrieb gestört.
Deckel über dem Abwasserkanal
Eine zweite Herausforderung dieser Baustelle ist der grosskalibrige, 1920 erbaute Abwasserkanal, der unterhalb der geplanten Auskragung des ewz-Betriebsgebäudes im Untergrund verläuft. Auch der Kanal muss vor der Last der Gerüste geschützt werden. Weil in einem Abwasserkanal wegen der Gase im ungünstigsten Fall eines Kontakts mit Funken eine Explosion möglich wäre, haben unsere Fachleute einen Explosionsschutzdeckel über dem Kanal projektiert. Diese Schutzkonstruktion ist stark genug, um den Lasten des Betriebsgebäudes mit den zusätzlichen Lasten in der Bauphase standzuhalten.

Höchstmögliche Erdbebensicherheit
Die dritte Herausforderung für die Tragwerksplanerinnen und -planer war die Aufgabe, das bestehende ewz-Betriebsgebäude gegen Erdbeben zu ertüchtigen. Dank der Aufstockung wird das Gebäude künftig 600 statt 350 Arbeitsplätze beherbergen. Die Menschen, die hier arbeiten werden, dürfen dies neu in einem Gebäude tun, das höchste Anforderungen punkto Erdbebensicherheit erfüllt: Als lebenswichtige Infrastruktur der Stadt Zürich soll das ewz-Betriebsgebäude selbst nach einem Erdbeben betriebsfähig bleiben. Diese Ertüchtigung geschieht mittels neuen Betonwänden, die Aufstockung mit Hohlkörperdecken.
Dimitrios und seine Kollegin Lea Bressan, auch sie Projektleiterin für Hochbau bei Basler & Hofmann, sind regelmässig auf der Baustelle, etwa für Bausitzungen und Bewehrungskontrollen. Bei jedem wichtigen Bauschritt wird geprüft, ob die Stahlarmierung nach Plan verlegt worden ist: Erst wenn die Kontrolle positiv ausgefallen ist, darf betoniert werden.
Temporäre Arbeitsplattform auf 17 Metern über dem Boden
«Wir haben den Endzustand des Bauwerks, aber auch die Bedingungen und Tragwerksmassnahmen für den Bauzustand geplant», fasst Dimitrios die Aufgabe seines Teams zusammen. Eine wichtige Bedingung ist die Arbeitsplattform. Damit die Auskragung gebaut werden kann, wurde in 17 Metern Höhe eine Arbeitsplattform geplant.

Hinter den Gerüsten kaum zu sehen, arbeiten die Baufachleute heute auf dieser Plattform. Auch Baumaterial wird dort oben gelagert. Wenn die auskragenden Geschosse dann einmal vollendet sind – voraussichtlich im Jahr 2027 – wird die Plattform wieder verschwinden. Bis dahin muss sie alle Menschen und Lasten sicher tragen. Dafür haben die Planenden mit ihren Berechnungen gesorgt.
