Bahn-GIS: Die SZU stellt die Weichen auf Digital

Die Sihltal Zürich Uetliberg Bahn (SZU) rechnet mit einer Verdoppelung des Fahrgastaufkommens in den nächsten Jahren. Um mit diesem Wachstum Schritt zu halten, suchte sie eine Lösung, um ihr Anlagenmanagement effizienter zu gestalten und ihre Reportings zu automatisieren. Die SZU setzte dabei auf Digitalisierung – und implementierte zusammen mit Basler & Hofmann ein Bahn-GIS.
Ohne die SZU bewegt sich im Süden Zürichs nichts. Auf ihrem nur 27,6 Kilometer langen Streckennetz befördert sie im hochfrequenten Regionalverkehr im Grossraum Zürich mehr als 15 Millionen Fahrgäste pro Jahr. Bis 2050 sollen es sogar 30 Millionen werden. Damit dieses Wachstum gestemmt werden kann, setzt die SZU auf die Zukunftsformel «SZU_4.0». So heisst das Modernisierungsprogramm der Bahn, mit dem auch der Takt verdichtet wird.
Zu modernisieren war auch das Datenmanagement. Bis vor Kurzem verfügte die Bahn über kein zentrales Inventarsystem für ihre Anlageobjekte. Gearbeitet wurde mit unterschiedlich strukturierten Datensätzen, darunter konventionelle Bahn- und Unterhaltspläne, diverse Listen sowie kleinere Access-Datenbanken. Diese Praxis war aufwändig. «Wenn ich 30 oder 50 Bahnpläne habe, dann braucht es viel Zeit, um überhaupt das richtige PDF zu finden», sagt Lukas Scheu, Leiter Anlagenmanagement bei der SZU, über die damalige Situation.
Hinzu kommt: Wie alle Infrastrukturbetreiber (ISB) muss die SZU regelmässige Berichte an die zuständigen Aufsichtsbehörden liefern, etwa den Netzzustand an das Bundesamt für Verkehr (BAV), die Werkleitungen an den Leitungskataster des Kantons Zürich (LKMap) oder über die technische Interoperabilität nach EU-Vorgaben an das europäische Infrastrukturregister (RINF). Diese Reportings binden personelle Ressourcen. Die SZU wünschte sich daher einen Systemwechsel, der die automatische Datenübermittlung ermöglicht, um diese Pflichten effizienter zu erfüllen.
Diese Erkenntnis führte 2022 zum Kick-off für einen systematischen, digitalisierten Prozess.
Gesucht: die beste Bahn-GIS-Lösung im Schweizer Markt
Gesucht wurde eine fortschrittliche Anlagenmanagement-Lösung, die die Informations- und Datendurchgängigkeit in den Prozessen sicherstellt. Informationen zu Strecken, Sicherungsanlagen, Fahrleitungen, Ingenieurbauwerken oder Werkleitungen sollten schnell, reibungslos und verlustfrei ausgetauscht werden. Alle Mitarbeitenden sollten stufen- und sachgerechten Zugang zu den für sie relevanten Informationen erhalten, und die Informationen in einer zentralen Datenbank abgelegt werden, die zur Quelle für alle Daten würde.
Weil mit diesem Projekt erhebliche finanzielle und operative Risken verbunden waren, ging die SZU den geplanten Systemwechsel sorgfältig an. Sie beauftragte eine unabhängige Organisationsberatung damit, die schweizweit im Einsatz befindlichen Anlagenmanagement-Lösungen zu evaluieren. Interviews mit 15 Schweizer Bahnen brachten den Überblick über die verfügbaren Lösungen. Infrastruktur-Fachteams entwickelten dann zwölf Anwendungsfälle, die die gewünschte neue Lösung unterstützen sollte (z.B. Datenimport, Erstellung und Drucken von Plänen, Anzeigen gestörter Objekte auf einer Karte etc.).
Vier Systeme schafften es auf die Shortlist. Schliesslich zeigte sich, dass die von Basler & Hofmann betriebene SAMO LIDS-Lösung von Asseco Berit die Anforderungen am besten erfüllte.
GIS- und Eisenbahn-Expertise gefragt
Von Seiten Basler & Hofmann betreute sagt die GIS-Spezialistin Natalia Kudinova die Einführung des Bahn-GIS für die SZU. Die Implementierung erfolgte in zwei Etappen. In der ersten Projektphase überführten Natalia und ihr GIS-Team die Bahnpläne der SZU in das neue GIS-System. Ab 2025 folgen Bauwerksdokumentationen, Daten aus anderen Systemen sowie neu erfasste Vermessungsaufnahmen.
Zwar sind Geoinformationssysteme heute weit verbreitet. Im Bahnbereich sind jedoch Besonderheiten zu beachten. Es braucht spezielle Bahn-GIS-Lösungen, die auf bahnspezifische Anforderungen zugeschnitten sind und das Anlagenmanagement digital unterstützen. Fortschrittliche Bahn-GIS erfassen unter anderem Gleisnetz, Sicherungsanlagen, Fahrleitungen, Ingenieurbauwerke, Werkleitungen und Erweiterungen wie Lärmkataster und Vegetationsprofile. Eine lineare Georeferenzierung ermöglicht die exakte Verortung aller Objekte entlang der Gleisachse. Das erlaubt die systematische, räumlich verknüpfte Darstellung und Analyse der gesamten Infrastruktur – vom Streckennetz bis hin zu technischen Details wie einzelnen Weichen oder Signalen.
Positive Erfahrungen mit dem neuen Bahn-GIS
Das Bahn-GIS der SZU bewährt sich heute im operativen Einsatz. Es half dem Bahnunternehmen, die Datenhaltung zu zentralisieren, Prozesse zu vereinfachen und Ressourcen zu sparen. «Das neue System wird von den Mitarbeitenden sehr gut angenommen», bilanziert Lukas Scheu, Leiter Anlagenmanagement bei der SZU, und fügt hinzu: «Die Einführung des Bahn-GIS war eine wichtige Weichenstellung, die uns hilft, die Herausforderungen der nächsten Jahre bewältigen zu können.»
- Tipp: Lesen Sie das Interview mit Lukas Scheu und Christian Peter von der SZU.


